Geigentechnische Nachteile und orthopädische Probleme mit der herkömmlichen Geigenstütze
Die moderne Stütze, so wie wir sie heute kennen, wurde erst in den 60er Jahren entwickelt. Sie wurde erfunden, da das Spielen ohne Stütze als unbequem empfunden wurde.In der Tat erlauben diese herkömmlichen Stützen (mit Klemmvorrichtung und Bügel) es, das Instrument mit geringer Mühe zu halten, und vermitteln dem Spieler zudem ein Gefühl der Sicherheit, das Instrument ausschließlich mit dem Kinn, d.h. ohne Unterstützung durch die linke Hand, halten zu können.
Gerade dieser vermeintliche Vorteil der brückenartigen Schulterstützen bringt aber nach Erkenntnissen der Erfinderin erhebliche Nachteile mit sich. Der als vorteilhaft empfundene sicherere Halt hat nämlich zur Folge, dass die Position des Instruments beim Spielen praktisch nicht verändert werden kann. Insbesondere gestatten die brückenartigen Schulterstützen keinerlei Drehung des Instruments um seine Längsachse. Vielmehr fördert die brückenartige Schulterstütze eine in der Vergangenheit von vielen Geigern als vorbildlich angesehene Haltung, bei der die Violine relativ weit oben auf der Schulter gehalten und nach außen gedreht wird, wobei die brückenartige Stütze es dem Spieler aufgrund der starren Fixierung kaum ermöglicht, diese Haltung zu verlassen.
Leider führt jedoch genau diese fixierte Haltung nach Erfahrungen der Erfinderin zu einer Reihe von orthopädischen Problemen, und sie ist auch im Hinblick auf den Klang nicht in jeder Hinsicht optimal. Die beschriebene Haltung führt speziell bei professionellen Streichern, die viele Stunden am Tag proben, oft zu Arthrosen in der linken Schulter und Bandscheibenbeschwerden in der Halswirbelsäule.
Da die Stütze das Instrument vergleichsweise weit anhebt, muss der linke Arm beim Spielen zudem oft über die Schulter angehoben werden, was speziell bei langen Probenphasen bei vielen Geigern oder Bratschern zu Schmerzen in der Schulter führt und zudem für das Vibrato nicht förderlich ist. Gleichzeitig zwingt die hohe Haltung des Instruments den Spieler dazu, die rechte Schulter anzuheben, um ausreichend Druck auf den Bogen zu bringen, was ebenfalls zu orthopädischen Schwierigkeiten führt, die umgangssprachlich auch als „Tennisellenbogen“ bezeichnet werden