Spielen ohne Stütze - damals und heute

Did Heifetz use a shoulder rest?Heifetz put it very simply: when a young person came to him and said, "I can't play without a shoulder rest, he said "Take up the cello! The reason is very simple: "You can't develop a sound (using a shoulder rest) because the elbow is flying in the wrong direction".

Isaac Sterns "little Secret"

Isaac Stern spielte ohne Stütze. Sein "kleines Geheimnis", nämlich ein Stück Schaumstoff unter dem Hemd oder unter dem Jackett, erklärt er eindrucksvoll in diesem Video.

Historischer Rückblick

Schulterstützen in der heutigen Form finden das erste Mal Erwähnung bei Yehudi Menhuin.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde seit 1730 die Geige ohne Stütze und ohne Kinnhalter, ab 1831 mit Kinnhalter, aber immer noch ohne Schulterstütze gespielt.

In dieser Zeit wurden schon technisch anspruchsvolle Stücke geschrieben und gespielt, was durch Benutzung eines Kinnhalters möglich geworden war.

Yehudi Menhuin

Der berühmteste Geigenpädagoge der Neuzeit Leopold von Auer (geb. 1845, gestorben 1930 in Dresden, beigesetzt in New York) schrieb in den 1920ern eine der pädagogisch wertvollsten Violinschulen, die bis heute Gültigkeit besitzt, obwohl sie z.T. in Vergessenheit zu geraten droht (Graded Course of Violin Playing, in acht Bänden). Die Schule ist einzigartig im Umfang und in ihrem Anspruch auf Vollständigkeit der Ausleuchtung aller geigerischen Aspekte vom Anfängerniveau bis hin zum virtuosen Stadium eines angehenden Konzertgeigers.

Leopold Auer unterrichtete ohne Schulterstütze und seine Schüler spielten ohne Schulterstütze technisch und klanglich auf höchstem Niveau.

Noch heute spielen und unterrrichten berühmte Schüler dieser Auer Schüler (z.B. Ivan Galamian, Itzhak Perlman, Pinchas Zuckerman, Isaac Stern, Vadim Repin u.v.m.) mit der von Leopold von Auer entwickelten Technik.

Alle diese großen Geiger spielen ohne Stütze. Jeder dieser Geiger versucht den Nachteilen vom Spielen ohne Stütze, wie Rutschigkeit der Geige, Druck der Zarge auf dem Schlüsselbein, Gefahr des Hochziehens der linken Schulter mit Schwämmen, Kissen und Tüchern beizukommen,die zumeist unter den Frack gesteckt wurden.

Auch Isaac Stern spielte ohne Stütze, hier im Bild und Film. Sein "kleines Geheimnis", nämlich ein Stück Schaumstoff unter dem Hemd oder unter dem Jackett, erklärt er unter diesem Link (s.o.).

Durch die Erfindung der heute handelsüblichen Stütze (der über die Geige geklemmte Bügel) meinte man diese Probleme für anspruchsvolles Geigenspiel gelöst zu haben. Nichtsdestotrotz spielt ein Großteil der berühmten Geiger immer noch ohne Stütze, da die Vorteile sowohl klanglich, als auch technisch überwiegen.

Für das Spielen ohne Stütze ist neben Leopold Auer, auch Tibor Varga (bekannter Solist seiner Zeit und Professor für Violine an der Musikhochschule Detmold) ein berühmter Pädagoge, der in seiner „Violinmethode von 1970“ schrieb:

Tibor Varga: „Die Grundlage der Geigenhaltung ist, daß die Geige auf dem Schlüsselbein und auf dem linken Daumen ruht :“Das Spannungsverhältnis Geige und Körper muss organisch den Anforderungen der Tonbildung entsprechen. Eine starre Körperhaltung ergibt immer eine eintönige Tonbildung. Bei entspannter Tonbildung ist auch der Körper entspannt, der Kopf nach vorne, Geige halbschräg, Schulter links und frei.

Bei wachsender Tonintensität Kopf nach rechts und bei voller Intensität Schulter unter die Geige, also Kopf, Geige und Schulter in einer Richtung. Auch die Höhe der Geigenschnecke ist maßgebend für die Tonbildung. Tiefe Schnecke: weicher, entspannter Ton. Hohe Schnecke: Intensiver Ton. Man kann auch mit ungeordneter Kopf-Geige-Schulter Relation und tiefer Schnecke laut und intensiv spielen, aber das Resultat wird unnatürlich und ermüdend sein.”

Weitere Studien in englischer Sprache zu Tibor Vargas Methode findet man in der Masterarbeit von Katherine Lukey, University of Sydney, 2011)DEMON OR PHILOSOPHER: THE ARTIST AND TEACHER TIBOR VARGA

Die Poldauer im Kontext

Die Poldauer Geigenstütze ermöglicht die Vorteile des Spielens ohne Stütze mit der Bequemlichkeit der herkömmlichen Stütze zu verbinden ohne die Benutzung von Tüchern Schwämmen und Kissen etc..

Klanglich ist sie der herkömmlichen Stütze weit überlegen, weil die Geige besser schwingen kann, da sie nicht mehr eingeklemmt wird und der bessere Winkel zum Bogen ein freieres Bewegen ermöglicht. Berufsspezifische Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle und Ähnliches sind durch die flexiblere Haltung nicht mehr zu erwarten.

Die Geige wird mit der Poldauer Stütze in Schulterhöhe gehalten, der linke Ellbogen bleibt freier (vor allem in höhen Lagen), der rechte Arm bleibt entspannter, weil die Geige unterschiedlich geneigt werden kann.

Vom Bild rechterhand kommt man zu einem sehr anschaulichem Video einer Meisterklasse mit Verwendung beider Geigentechniken (Vadim Repin ohne Stütze und Schüler mit Stütze).

Jascha Heifetz: Berühmter Vertreter der Leopold Auer Schule. Achten Sie auf Geigenhaltung, Flexibilität des Nackens und optimale Position des rechten Arms, insbesondere auf der G- Saite und in hohen Lagen. Ohne Starrheit der Haltung (die Geige ist nicht mehr eingekeilt zwischen Brust und Schulter) erhöht sich die Bewegungsfreiheit in der Horizontalen. Diese Freiheit ermöglicht z.B. auf der G-Saite mit tieferem rechten Arm (die Geige wird leicht schräg gehalten) mit weniger Druck mehr Klang zu erzeugen.

Sehr anschaulich zu sehen im Video bei Jascha Heifetz.

Ein weiteres berühmtes Beispiel für das Spielen ohne Stütze ist David Oistrakh.

Oistrakh verwendete allerdings später, ab den späten 50er Jahren, ein "Shoulder Pad" mit dem Namen Poehland Modell C, welches man getrost als ein sehr einfaches Vorgängermodell unserer Poldauer Geigenstütze bezeichnen kann und welches ihm weiterhin Flexibilität der nach vorne und innen gerichteten Geigenhaltung garantierte, wie im Video sehr anschaulich zu sehen ist.

Auch heute wird noch von großen Solisten ohne feste Stütze gespielt

Zahlreiche weitere noch aktiv spielende Verfechter des Spielens ohne Stütze bzw. mit einem Kissen, Schaumstoff, wonder pad etc. gibt es, um nur einige beim Namen zu nennen, wie z.B. Itzhak Perlman, Pinchas Zukerman, Anne-Sophie Mutter und Vadim Repin (siehe Masterclass oben).

Weitere Vertreter dieser Technik, wie Augustin Hadelich, Alexander Markov und viele mehr, sind nicht mehr vom Konzertsaal wegzudenken.

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass Barockspieler fast alle ohne herkömmliche Geigenstütze spielen.